Die Podiumsdiskussion der MIT Ostalb befasst sich mit Zukunftsvisionen

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion stellte der Bezirk MIT Nordwürttemberg gemeinsam mit dem MIT-Kreisverband Ostalb am 19. Juni 2017 das Nahverkehrskonzept für den Ostalbkreis vor.
Der 1. Vorsitzende der MIT Ostalb, Werner Frank, begrüßte die Podiumsteilnehmer und erschienenen Gäste und stellte die Frage in den Raum, wie man den ÖPNV noch attraktiver
gestalten könne?
Gerade vor dem Hintergrund der Debatte um das Fahrverbot von Diesel-Pkws und im Hinblick auf die Beteiligungen der Eltern für die Schülerbeförderung warnte er vor den
negativen Auswirkungen auf den ÖPNV.
Es dürfe nicht sein, dass das vom Land ausgegebene Ziel einer preisgünstigen Schülerbeförderung durch steigende Kostenbeteiligungen der Eltern den ländlichen Raum benachteilige. Hier ist der Staat gefordert, gegenzusteuern.

Bürgermeister Kühnl verwies auf den ÖPNV als Schwerpunkt für die Schülerbeförderung In Ruppertshofen, da die meisten Schüler tagtäglich nach Mutlangen, Leinzell oder nach Schwäbisch Gmünd fahren müssten. Man müsse den ÖPNV so gestalten, dass gute Umsteigekonzepte und Anschlußverbindungen vorhanden sind und dadurch der Umstieg auf Privat-Pkws uninteressant werde.
Herr Gehlhaus vom Nahverkehrsamt des Ostalbkreises als Moderator erläuterte anhand konkreter Zahlen, dass der Gesamtverkehr auf Schiene und Bahn im Jahr rund 13 Millionen km, davon allein 11,5 Mio durch die Busunternehmen betrage.
Über 250 Busse seien täglich im Einsatz, davon 75 % als Standard-Busse. Bei den Fahrgästen entfällt der größte Anteil auf die Schüler mit 50 %, gefolgt von Azubis, Pendlern und Studenten.
Infolge des demographischen Wandels sei ein Schülerrückgang festzustellen. Mobile Senioren könnten den Verlust nicht kompensieren. Außerdem könnten die Zuwachsraten in den Ballungsgebieten nicht auf den ländlichen Raum übertragen werden.
Der ÖPNV könne die Freizeitmobilität nicht bedienen und Pkws seien schwer ersetzbar.

Dipl.Ing. Rau von der Firma OVA Aalen und Vorstandsmitglied im Landes- und Bundesverband der Omnibusunternehmer, möchte den „status quo“. Wir haben einen hervorragenden und funktionierenden ÖPNV. Der ÖPNV stehe für kurze Wege, ein kundenorientiertes Angebot sowie Qualität und Sicherheit. Die Busunternehmen brauchen Verlässlichkeit in der Politik. Frank Schuster vom gleichnahmigen Busunternehmen aus Durlangen ergänzte, Ihm sei vor der Zukunft bange. Man wisse heute nicht, wie es weitergeht, in die Bahn werde massiv investiert, die Busunternehmen werden vernachlässig.
Die Busunternehmen gingen bis an die Grenze der Belastbarkeit. Er fordert mit Blick auf die Landesregierung Planungssicherheit und Vertrauen.

Die Absicht, öffentliche Ausschreibungen von Fahrstrecken und Linien vorzunehmen, gehe an der Realität vorbei. In Hessen hat die Regierung dieses Konzept an die Wand gefahren, worauf MdL Razavi meinte, dafür sei der grüne Verkehrsminister der Ansprechpartner. MdL Scheffold lobte die Arbeit des ÖPNV im Ostalbkreis. Alles funktioniere sehr gut und man
wolle nichts ändern oder „verschlimmbessern“. Man wolle auf dem aufbauen, was funktioniert. In absehbarer Zeit wird es keine einschneidenden Veränderungen für die Busunternehmen geben. Die genannte Absicht sei eine Zukunftsvision.

Man dürfe die Schülerinnen und Schüler nicht außen vor lassen und diese bei den Entscheidungen berücksichtigen.
MdL Razavi äußerte Kritik an den neuen Vergaberichtlinien der Zuschüsse. Für den Ostalbkreis sind 6,8 Mio Euro p.a. eingeplant. Allerdings wird das Geld nicht mehr direkt an die Busunternehmen, sondern an die Landkreise verteilt, die ihrerseits die Verteilung der Mittel regeln.

Moderator Gehlhaus als Leiter des Geschäftsbereichs Nahverkehr wagte eine Vision, wie künftige Lösungen aussehen könnten, um mehr Fahrgäste zur Nutzung des ÖPNV bewegen zu können.
Ulrich Rau sprach in diesem Zusammenhang von alternativen Verkehrsformen, die schon bundesweit getestet werden. Im weitesten Sinne nähere man sich dabei dem Taxiverkehr an.
„Diese Individualität kostet natürlich mehr als bisher“ , so Rau weiter.
Mittlerweile gibt es inzwischen Systeme, bei denen Nutzer eine Fahrmöglichkeit online ordern. Mehrere Anfragen werden zusammengeführt und der Rechner wählt die günstigste Abholroute. Es wäre ein Zusatzangebot außerhalb festgelegter Abfahrtszeiten.
Unter den ca. 30 Gästen des Diskussionsabends befanden sich zahlreiche Busunternehmer aus der Region.

Werner Frank begrüsste die Diskussion um die Effizienzsteigerung und die Attraktivität des ÖPNV. Schließlich sind die Schüler und Pendler auf die Busverbindungen und kundengerechte und bezahlbare Angebote angewiesen.

Altbürgermeister und Beisitzer der MIT-Ostalb Thomas Dörr bemängelte, dass VVS-Tickets für Berufstätige nach Stuttgart, erst ab Lorch und nicht bereits ab Schwäbisch Gmünd am Fahrkartenautomaten zu lösen sind. Hier müsse die Politik noch nachbessern!
Er dankte den Podiumsteilnehmern für die ausgetauschten Argumente, den Beitrag der Landespolitiker für ihre Teilnahme und ihr Statement und den Busunternehmern für das engagierte Eintreten um den Erhalt des ÖPNV, der sich dem Wettbewerb stelle Die Zukunft wird zeigen, ob alternative Fahrangebote die Attraktivität des ÖPNV weiter erhöht und dem Wettbewerb gegenüber dem Pkw standhalte?