Die MIT-Ostalb war 7 Tage auf einer Informationsreise in Polen. Die Vorbereitung und Organisation hatte der erste Vorsitzende, Herr Werner Frank und seine Frau Luise bestens bearbeitet.
Mit dem Reiseführer, Herrn Marek Pluto-Pradzynski, hatten wir einen umsichtigen und sehr kompetenten Mann gefunden, der uns Polen mit seiner urwüchsigen Landschaft und Natur, sowie die Stätten voller europäischer Geschichte näher brachten. Seine Erläuterungen und Ausführungen wiederzugeben, würde den Umfang dieses Berichtes sprengen.
Daher wird nur über die allgemeinen Eindrücke zu berichten sein.
In erster Linie besuchten wir die Touristenmagnete, wie z.B. Stettin, Ostseebad Kolberg, Zoppot, Danzig, Marienburg, Elbing, Allenstein, Sensburg, Heiligelinde, Wolfsschanze, Nikolaiken, Thorn und Posen.
An der Reise nahmen 43 Personen teil. Die Reise war etwas anstrengend mit ca. 3400 km und einem dreifachen Hotelwechsel.

Marktplatz in Nikolaiken am Masurensee

Marktplatz in Nikolaiken am Masurensee

Die Aufbauleistungen und die Renovierungsarbeiten nach der Wende an den historischen Gebäuden, Museen, Kirchen und Privatbauten, ist mehr als beindruckend. Polnische Restoratoren gehören zu den Besten der Welt.
Polen hat sehr an den Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg gelitten. Wesentlich tragischer sind die Vertreibungen, Verschleppungen und Morde an der Bevölkerung durch Hitler und Stalin
Das neue Schnellstraßen und Autobahnnetz ist hervorragend.
Im Gegensatz dazu waren wir auf der Heimfahrt zwischen Ansbach und Feuchtwangen auf einem Autobahnteilstück der A 6, welche in einem so schlechten Zustand war, wie wir es auf unserer Reise in Polen nicht angetroffen haben. Maut ist für alle LKW und Straßen fällig. PKW zahlen nur auf der Autobahn Maut.
Nach der Wende behielt der Staat bei der Reprivatisierung 100 % der Waldfläche und ca. 50% der Landwirtschaftlichen Nutzfläche.
Die Landwirtschaft wir aber voll privatwirtschaftlich betrieben und der Staat ist der große Verpächter.
Wald kommt nur in Privathand, wenn Eigentumsflächen aufgeforstet werden. Hierzu gibt es 15 Jahre Zuschüsse aus EWG-Mitteln.
Der Mehrwertsteuersatz liegt bei 23 %. Arbeitslosengeld wird nur für 6 Monate gezahlt unter der Bedingung, dass in den letzten 2 Jahren Beiträge gezahlt wurden. Der Arbeitslosensatz ist auf ca. 870,00 Zloty begrenzt. (1 EURO ca. 4,22 Zloty). Etwa so hoch ist auch die Mindestrente. Im Durchschnitt werden ca. 1250 Zloty an Rente monatlich ausgezahlt. Besserverdienende und Beamte kommen auf ca. 2000 Zloty/Monat. Die Krankenversicherung bleibt auch bei einer Arbeitslosigkeit erhalten.
Polen ist in einer richtigen Aufbaustimmung und dazu hat auch der in ganz Polen hoch verehrte Papst Paul VI sicher beigetragen.
Der Mittelstand wird gezielt gefördert, ganz im Gegensatz zu Rumänien und Ungarn, die nur auf Großbetriebe setzen und auch die weitverbreitete Korruption nicht in den Griff bekommen.
Opel, Fiat und VW haben Montagewerke in Polen in Betrieb genommen. Entsprechend beherrschen deutsche Autos das Straßenbild.
In fast allen von uns besuchten größeren Städten hat man riesige Einkaufszentren gebaut. Das größte Kultur-und Einkaufszentrum wurde 2002 in Posen (600 000 Einwohner) eröffnet. Bei einer Tagung in Los Angeles wurde es als größtes Einkaufzentrum der Welt ausgezeichnet.
Der Tourismus ist ein weiteres Wachstumsfeld für Polen.
An der Ostseeküste haben sich schon große Hotelkonzerne angesiedelt, wie z.B. Novotel, Mercury, Sheraton und die Reiseveranstalter Neckermann und TUI sind auch schon vor Ort.
Leider hat man sich auf deutsche Touristen noch nicht eingestellt, obwohl diese zwischenzeitlich Polen entdeckt haben. Allein in Heiligelinde waren ca. 12 deutsche Busse auf dem Parkplatz
Erläuterungen in Kirchen und Musen waren nicht in Deutsch ersichtlich, bzw. vorhanden, ebenso die Speisekarten.
In Nikolaiken hat ein polnischer Privatinvestor ein Hotel mit ca. 2200 Betten gebaut und noch weitere Vergrößerungspläne. Erstaunlich ist, wie schnell aus einer kommunistischen Diktatur heraus sich Privatvermögen in Millionenhöhe bilden konnten.
Windkraftanlagen sind entlang der Ostseeküste in großer Zahl vorhanden, ähnlich wie bei uns in der Uckermark.
Den saubersten Eindruck hinterließ das Ermland und Masuren mit der Stadt Allenstein als regionaler Verwaltungssitz.
Die große Stadt Posen hat offensichtlich zu Gunsten von Prestigeobjekten die Kosten für die Stadtreinigung reduziert, mit entsprechendem Resultat. Eingestellte und verlassene Bauten sah man wenige, im Gegensatz zu Ungarn und Rumänien, wie ich kürzlich auf einer Reise feststellen konnte. Bedingt durch die lange russische Vorherrschaft sind sehr viele Plattenbauten vorhanden, die noch ein großes Restaurierungspotential haben.
Polen hat eine ganze Reihe von leerstehenden Kasernen, die sich für die Aufnahme von Flüchtlingen gut eignen. Nach dem Polen von der EU große finanzielle Hilfen bekommen hat, dürfte man erwarten, das sich die Regierung etwas solidarischer in der Flüchtlingsaufnahme zeigt. In diesem Monat stehen noch Wahlen an und dann wird sich hoffentlich in der Flüchtlingsaufnahmebereitschaft etwas ändern.

Die Reise war für alle Teilnehmer bei schönstem Wetter ein Gewinn und so hat man sich vorgenommen, im nächsten Jahr eine Reise nach Südpolen zu unternehmen.
gez. Heinrich Esch